Was steht zwischen dir und der Magie? Teil 6: Kontrollsucht

Letztens habe ich darauf hingewiesen, wie wichtig es ist, strategisch vorzugehen. Das kann aber auch leicht umschlagen und dazu verleiten, alles Magische genauestens planen, organisieren und kontrollieren zu wollen. Die Erfahrung, daß Magie einerseits ganz methodisch erlernbar ist wie eine Fremdsprache, ein Musikinstrument oder eine Sportart soll sie andererseits nicht entzaubern! Nur weil sie in zumindest groben Zügen systematisch beschreibbar ist, läßt sie sich deswegen nicht ihres Mysteriums berauben.

Ihre größte Stärke hat sie mir sogar oft in genau jenen Momenten gezeigt, in denen ich mit meinem Latein am Ende war. In denen all mein Wissen und meine Routine, magisch oder anderweitig, zu nichts mehr führten und die Situation ausweglos erschien.

Genau dann brach oft etwas aus mir hervor – ein genialer intuitiver Gedankenblitz etwa, oder ein Satz, den mein Mund ohne mein Dazutun sagte, oder eine Geste, die mein Körper komplett eigenständig vollführte – bei dem ich nur staunender Zuschauer war … der bezeugen durfte, wie sich etwas, das eben noch aussichtlos erschien, mit einem Schlag in etwas Neues verwandelte. Etwas, mit dem sich weiterarbeiten ließ oder das manchmal sogar schon für sich eine souveräne Lösung darstellte. Ein Ebenen-Wechsel war vollzogen, eine Transformation.

Netzfund

Damit die Magie hervortritt, braucht es aber nicht zwingend eine scheinbar hoffnungslose Situation wie oben beschrieben. Ihr Auftauchen kann auch als bewußter Akt herbeigeführt werden: indem du alles vorbereitest oder zur Verfügung stellst, so gut wie es dir von deiner Seite aus möglich ist, dann zur Seite trittst – und der Magie erlaubst, zu wirken. Das gilt übrigens nicht nur für Rituale, sondern auch für therapeutische Prozesse, kreatives Schaffen, Beziehungsarbeit, Unterricht, Forschung, Höchstleistungen im Sport usw.

Woher kommen diese plötzlichen, ungeahnten, transformierenden und manchmal rettenden Einsichten, Worte, Gefühle, Bewegungen? Ich bin mir nicht sicher, ob es auf all das zutrifft, aber in letzter Zeit erlebe ich es immer wieder, daß sie aus der Stille auftauchen. Ganz selbstverständlich in Erscheinung treten, könnte man auch sagen. Sich offenbaren. So als ob sie schon immer dagewesen wären. Vielleicht waren sie das auch. Ich mußte nur aus dem Weg gehen, um es zuzulassen und zu erkennen. Magic!

  1. Sei dir gewiß, daß es eine Lösung gibt (auch wenn du dir nicht vorstellen kannst, wie sie aussieht).
  2. Sei bereit, sie zu erleben und triff die bestmöglichen Vorkehrungen dafür.
  3. Und dann geh ins Nichtwissen. Gib die Kontrolle auf. Laß die Stille zu.

So entsteht ein Wunder. So eine Haltung läßt sich auch trainieren. Im Prinzip beruhen alle Inhalte der Magieschule darauf. Im Symbologon-Kurs gibt es z. B. ein Zitat, in dem sich diese Haltung perfekt widerspiegelt; es stammt von Dusty Miller XII. und drückt laut seiner Aussage das ganze Geheimnis der Magie aus:

„Just relax and allow it to happen.“

Ja, ich will meine Intentionen Wirklichkeit werden lassen!

Hab den Mut, geschehen zu lassen. Und die kindliche Unbefangenheit, über das Wunder zu staunen.

July 12, 2022

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